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Die Gärung: Wilde vs. gezüchtete Hefe

Carina Gugel • 18. Januar 2022

Spontanität oder Berechenbarkeit. Sicherheit oder Wagnisbereitschaft. Die Gärung ist eine Frage der eigenen Werte.

Was wir mögen oder nicht, wen wir gut finden oder nicht - jede unserer Entscheidungen für oder gegen etwas, wird beeinflusst durch unsere ganz persönlichen WERTE. Sie sind unser roter Faden, die Landkarte, die uns durch die Irrungen und Wirrungen des Lebens führt.. Folgen wir unseren Werten, fühlen wir uns erfüllt.


Aus diesem Grund ist die Frage, welche Art der Weingärung man als Winzer:in vornehmen möchte, eine ganz persönliche. Es gibt nicht richtig oder falsch, es gibt nur individuell. Was sich wichtig und richtig anfühlt, das sollte man verfolgen.


Die Gärung mit Reinzuchthefen garantiert eine störungsfreie, zügige Gärung. Packung öffnen, rein in den Most, zurücklehnen. Sie sorgt  auch zuverlässig dafür, dass mein Wein jedes Jahr die selben Aromen aufweist. Beim Riesling wäre das z.B. das Pfirsichdüftchen. Diese ZUVERLÄSSIGKEIT und EINFACHHEIT ist für viele Winzer:innen ein must have. Sie verzichten dafür gerne auf die natürlichen Aromen aus dem Weinberg, auf die Vielfalt über die Jahre hinweg.


Zu unserer Entscheidung für die Spontangärung und gegen die Gärung mit Reinzuchthefen haben uns unsere Werte FREIHEIT, EHRLICHKEIT, GELASSENHEIT und ABENTEUERLUST geführt. Wir lieben die Natur, auch wenn sie unberechenbar ist. Wir brauchen die Vielfalt, auch wenn wir uns an Neues zunächst einmal gewöhnen müssen. Wir suchen das Abenteuer, auch wenn es Anstrengung und Überwindung bedeutet.


In manchen Jahren läuft die Spontangärung wie am Schnürchen, da ist es ein Leichtes an unserer Ausrichtung festzuhalten. Hin und wieder schleicht sich aber auch ein Jahr dazwischen, dass uns fordert. Da läuft eben gar nichts rund, sondern benötigt viel Zuwendung, viel Aufmerksamkeit, viel Geduld und viel Vertrauen. Da sind wir körperlich und emotional ganz schön gefordert.


Bisher haben wir unsere Entscheidung nicht bereut. Wir lieben die unterschiedlichen Aromen von Jahrgang zu Jahrgang. Wir mögen die Begleitung unserer Weine, die Nähe zu ihnen, die auch oder gerade durch die intensive Begleitung in schwierigen Phasen entsteht. Unsere Arbeit als Winzer:innen macht uns seither viel mehr Freude und lässt uns jeden Abend erfüllt ins Bett fallen.

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